„Der Stadttunnel, die Dreisam und das Hochwasser“

Umweltverträglichkeit des Stadttunnels auf die Dreisam und das Grundwasser

Ein Beitrag von nikolaus geiler, regioWASSER e.V.

Die nördliche Tunnelröhre des geplanten Stadttunnels muss auf der Höhe der
Schlossbergbrücke unter der Dreisam hindurchgeführt werden, um dann an
den „Ganter-Vollanschluss“ angebunden zu werden. Ob die „Verschwenkung“
des nördlichen „Astes“ für den unterirdischen Grundwasserstrom ein
Hindernis darstellen könnte, war im Rahmen einer
Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) untersucht worden. Thema für eine UVS
müsste aber auch sein, ob der Stadttunnel bei einem Extremhochwasser
zugeschwemmt werden könnte.

Bei der langwierigen Debatte um Sinn und Unsinn des Stadttunnels ist kaum noch
jemanden in Erinnerung, dass es im Regierungspräsidium Freiburg schon am 7. Dez.
2010 einen „Scoping-Termin“ gegeben hatte. Wie in der Ausgabe Nr. 316 des
BÜRGERBLATTES vom März 2024 erläutert wurde, ist vor 3 Jahren auf diesem „ScopingTermin“ der thematische Rahmen für eine Umweltverträglichkeitsstudie zum
geplanten Stadttunnel festgelegt worden. Als regioWASSER e.V. hatten wir damals
vor allem darauf aufmerksam gemacht, dass die Auswirkungen des Stadttunnels auf
die Dreisam und das Grundwasser untersucht werden müssten. Dieser Wunsch war
seinerzeit auch vom Umweltschutzamt der Stadt Freiburg unterstützt worden.

Die daraufhin in den Jahren 2011 bis 2014 vom Fachbüro EBERHARD UND PARTNER in
Konstanz erstellte Umweltverträglichkeitsstudie hat in der öffentlichen Diskussion um
den Stadttunnel merkwürdigerweise nie eine Rolle gespielt. Wir haben jetzt aber die
„Umweltverträglichkeitsstudie B 31 Stadttunnel Freiburg“ aus der Versenkung
geholt und uns speziell angeschaut, wie damals die Umweltverträglichkeit des
Stadttunnels auf die Dreisam und das Grundwasser
beurteilt worden war.

Für das Grundwasser hatte die damalige UVS weitgehend Entwarnung gegeben. Als
Voraussetzung hierfür hatten die GutachterInnen vorgeschlagen, die Tunnelröhre so
tief in den Untergrund zu verlegen, dass der oberhalb fließende Grundwasserstrom
nur unwesentlich beeinträchtigt würde. Was in der „alten“ UVS aber überhaupt nicht
angesprochen worden ist, war die potenzielle Hochwassergefährdung für den
Tunnel
. Ein Zuschwemmen des Tunnels mit Wasser, Geröll und Treibgut könnte
dann erfolgen, wenn sich ein „Tief-Bernd-Ereignis“ über dem Schwarzwald ereignen
würde. „Tief Bernd“ hatte am 14. Juli 2021 bis dahin unvorstellbare Regenmengen
über NRW und Rheinland-Pfalz niedergehen lassen. An Wupper, Erft und Ahr war es
dadurch zu Milliardenschäden gekommen – so u.a. auch an den dortigen
Verkehrstrassen. In einer jetzt neu zu startenden UVS müsste also untersucht
werden, ob der Tunnel am „Kapplerknoten“ und am „Ganter-Vollanschluss“ sowie an
den vorgesehenen Ein- und Ausfahrten westlich der Kronenbrücke einem „TiefBernd-Ereignis“ standhalten könnte. Falls das nicht ausgeschlossen werden kann,
müsste befürchtet werden, dass die dann wichtigste Ost-West-Verkehrsachse
wochen- oder gar monatelang nicht passierbar sein wird.

Nach dem 14. Juli 2021 waren sich Politik und Wissenschaft einig: „Tief Bernd kann
überall in Deutschland stattfinden!“ Wir gehen allerdings davon aus, dass
Niederschlagsintensitäten wie bei „Tief Bernd“ – oder möglicherweise darüber
hinausgehend – bis jetzt nicht auf dem Bildschirm der Planer waren. Als
regioWASSER e.V. werden wir darauf pochen, dass bei einer neuen UVS auch die
„Hochwasser-Resilienz“ des Stadttunnels untersucht werden muss. Gegebenenfalls
werden sich noch weitergehende Kostensteigerungen ergeben, wenn der ohnehin
extrem kostenträchtige Tunnel auch gegenüber einem „Tief-Bernd-Ereignis“
gewappnet werden müsste.

Der regioWASSER e.V. ist ein seit den 90er Jahren in Südbaden aktiver
Gewässerschutzverein. Wir kümmern uns nicht nur um die Dreisam, sondern
bearbeiten alle Themen, die mit Abwasser, Trinkwasser, Niedrig- und
Hochwasser sowie mit dem Grundwasserschutz zu tun haben. Anfragen zu
einer Mitarbeit gerne an nik@akwasser.de